Deshalb FreiraumK

Deshalb FreiraumK
Ein Gespräch zwischen den FreiraumK-Gründungsmitgliedern
Günter Medweschek und Barbara Rapp

_Barbara: Wie war ich verblüfft, vor einigen Monaten, als du – so ein Rechtsanwalt aus Klagenfurt – auf mich zugekommen bist. Unerwartet deine Fragen, wie etwa die nach den Gründen für die Artikulation meines Unbehagens in unserer politischen Landschaft.
_Günter: Ja, denn all das hat mir keine Ruhe mehr gelassen: Warum macht von denen „da draußen“ keiner was? Ein Polit-Skandal nach dem anderen wird aufgedeckt, die Strafgerichte beschäftigen sich mit unserer Obrigkeit, Gelder verschwinden, es kommt sogar zu Verurteilungen. Alle konzentrieren sich auf ihre eigenen Belange und kaum einen interessiert wirklich das Land oder die Bevölkerung. Was ist mit den Kärntnerinnen und Kärntnern los, schlafen die alle? Haben die etwa Angst? Und warum mache ich selbst nichts und bleibe mitten in der Herde sitzen?
_Barbara: Einigermaßen verwundert habe ich mich gefragt, warum du gerade mir das alles erzählst, auch wenn mir dein Grübeln irgendwie bekannt vorgekommen ist.
_Günter: Ich hatte mir Gedanken darüber gemacht, dass, wenn schon nicht die Künstler, die beim Versagen der Politik als kreatives Gehirn einzuspringen vermögen, ein Statement setzen, wer denn dann aktiv werden soll. Und ich wollte wissen: Drängt es dich nicht auch dazu, endlich etwas zu tun?
_Barbara: Ja, schon lange! Viele meiner Kolleginnen und Kollegen waren und sind in ihrem Schaffen auch längst gesellschaftspolitisch aktiv. Bis auf einige Ausnahmen sind aber diese Stimmen aus den Nischen, den geschützten Räumen wohl noch nicht entsprechend herausgeklungen. Vielleicht liegt es ja daran, dass es viele Einzelne sind.
_Günter: Was, wenn wir sie einfach zusammenrufen? Gerade das freie kreative künstlerische Denken ist doch ein riesiges Potential, das allerdings bei der Lösung politischer Fragen derzeit unberücksichtigt bleibt. Und sag mir, was meinst du: Liegt es an den Strukturen, den Parteien oder direkt an den handelnden Personen, dass sich dieses bedrückende Klima in Kärnten seit Jahren hält?
_Barbara: Was weiß ich!? Ist es prinzipiell unsere Gesellschaftsstruktur, die gerade in Kärnten und Österreich dieses «gefälligst den Mund halten» pflegt? Gefesselt und geknebelt von der anerzogenen Unterwürfigkeit fällt es nicht leicht, den Schritt nach draußen zu wagen, öffentlich eine Meinung zu artikulieren. Sowas kann einigermaßen unbequem werden …
_Günter: Tja, ist ja auch bei mir so. Ich hatte bisher keine Notwendigkeit gesehen mich politisch zu beschäftigen. Das hatte über Jahre eigentlich recht gut geklappt. Aber jetzt wird es knapp. Wir haben die Zivilcourage verlernt, weil sie bisher nicht notwendig war.
_Barbara: Notwendiger als heute wird’s hoffentlich nicht werden! Und die Beherzten sind ja nicht ausgestorben. Du setzt deine Hoffnung auf einen Wandel also in die Künstlerschaft?
_Günter: Auch. Ich zähle auf die Kraft des Ansporns, eine Auflösung der Grenzen zwischen „frei“ und „unfrei“, zwischen „kreativ“ und „nicht so kreativ“. Eine künstlerische Aufarbeitung politischer Themen. Eine Verschränkung von Politik und Kunst. Politik künstlerisch beleuchtet und erleuchtet, das wäre doch schön, oder?
_Barbara: Die Kunst als Erleuchterin – alle Achtung! Diese Marter wollen wir ihr besser ersparen. Ich sehe den Anreiz zur Verschiebung von Perspektiven, das Zulassen anderer Sichtweisen, wer auch immer sich darauf einlassen mag.
_Günter: Ja, das ist es, die Perspektive wechseln! Gedachte Grenzen hinterfragen. Dann findet man auch neue Ansätze. Das mit der Erleuchtung ist in dem Dunkel hier vielleicht einfacher als gedacht.
_Barbara: Packen wir’s also an! Stellen wir gemeinsam den Schmutzkübel auf den Kopf – und machen Licht. Ob und wo es hineingelassen wird, müssen wir nicht wissen.
_Günter: Soll ich dir was sagen? Ich freue mich schon so richtig drauf, endlich etwas zu tun!

Dieses Gespräch ist in der im Jänner 2013 im Drava Verlag herausgegebenen Publikation
SchmutzkübelK… Eine Intervention | Kunst:Politik
als Vorwort abgedruckt.

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